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RASSEPORTRAIT

 

Staffordshire Bull Terrier

Ursprungsland: Grossbritanien

FCI-Gruppe: 3 (Terrier), Sektion 3, Bullartige Terrier

FCI-Standart: Nr. 76

Anerkennung durch den Kennel Club (GB): 1935

 

 

Eigenschaften und Wesen

 

Wir warnen Sie, bevor Sie weiterlesen: Das Staffordshire Bull Terrier-Virus ist äusserst ansteckend, und wer sich damit infiziert hat, wird nie mehr geheilt. Ein Blick in diese klugen, dunklen, schalkhaften Augen und Sie sind verloren. Das breite Lachen und die ungestümen Liebkosungen geben Ihnen dann den Rest. Sie verfallen diesem Clown auf vier Pfoten.

 

 

Der Staffordshire Bull Terrier, ist ein grosser Hund in einer kleinen Verpackung. Alles, ausser seiner äusseren Erscheinung, ist mit «gross» wenn nicht sogar mit «riesig» zu bezeichnen. Seine überragenste Eigenschaft, seine Menschenfreundlichkeit und diese im besonderen Kindern gegenüber, ist von keiner anderen Hunderasse zu überbieten. Je turbulenter – desto lieber. Diese Charaktereigenart entstand durch die enge Einbindung in die Familien der englischen Bergleute, bedingt durch die spärlichen Platzverhältnisse und dem Kinderreichtum der damaligen Zeit.

 

Dieser Wesenszug ist genau so gefestigt wie sein sprichwörtlich unbeugsamer Mut und seine Beharrlichkeit. Seine hohe Intelligenz macht ihn für alle Arten von Aktivitäten zum idealen Begleiter. Besonders die neueren kynologischen Sportarten wie Agility, Flyball usw. kommen dem aufgeweckten, temperamentvollen Wesen des Staffies entgegen. Es sollte aber unbedingt Mass gehalten werden, damit der Leistungswille nicht zum körperlichen Schaden des Hundes wird. Staffordshire Bull Terrier lieben es, sich zu bewegen, sich auszutoben und oft hat man das Gefühl, dass sie stolz auf ihre grosse Kraft und ihren eindrücklich, muskulösen Körper sind.

Wo Licht ist – ist auch Schatten. Der Schatten des Staffordshire Bull Terriers liegt in seiner Vergangenheit und Staffie-Liebhaber müssen lernen mit dieser Erbschaft umzugehen. «Nemo me impune lacisset» was soviel bedeutet wie: «Niemand reizt mich ungestraft». Diese englische Lebensphilosophie trifft den Nagel auf den Kopf. Kein Staffie, auch nicht der friedlichste, wird sich bei einem Angriff eines Artgenossen nicht zur Wehr setzen. Diese Charaktereigenschaft ist in der Rassengeschichte zu suchen.

 

 

Ursprung und Herkunft des Staffordshire Bull Terriers

Jeder Hund, ganz egal ob Herden- oder Hütehund, Jagdhund oder wehrhafter Beschützer des Hofes, hatte in den Anfängen der gezielten Hundezucht eine für ihn spezifische Aufgabe zu erfüllen. Kaum ein Tier wurde bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts aus purer Freude an der Kreatur gehalten, denn dazu fehlte meist das nötige Geld.

So verhält es sich auch beim Staffordshire Bull Terrier. Die Gegend um Stafford, in der Mitte von England, auch Black Country genannt, war im 19. Jahrhundert das Zentrum der englischen Kohlenminen und Eisenhütten. Die Arbeit unter Tage war mörderisch und kaum entlöhnt. Selbst kleine Kinder mussten mithelfen, damit die Familie einigermassen überleben konnte. Diese ausgebeuteten Leute konnten sich nur einen Hund leisten, wenn er etwas zur Aufbesserung der finanziellen Situation beitragen konnte.

 

Bull and Terrier.

Zu diesem Zweck eigneten sich Kreuzungen aus den Bulldog-und Terrierlinien besonders gut. Die bulldogartigen Vertreter, mit ihren immensen Kräften und den anatomischen Vorteilen eines stämmigen Hundes mit stabilem Nervenkostüm, gepaart mit Vertretern des Terrierschlags, welche wendig, raubzeugscharf und todesmutig als unerschrockene Erdhunde dem Jäger dienten. Tiere aus diesen Verpaarungen eigneten sich am Besten für die Arbeit in der «Pit».

In dieser «Tierkampfarena» wurden Hunde dieses Schlages entweder auf Ratten gehetzt, um diese möglichst schnell zu töten, oder sie hatten die Aufgabe, Artgenossen kampfunfähig zu machen, was oft den Tod für den Verlierer bedeutete.

Diese missbrauchten Hunde, haben sich ihr menschenfreundliches Wesen bewahrt. Das führte dazu, dass die Staffies auch nach dem Tierkampfverbot 1835 nicht ausgestorben sind.

Der Staffordshire Bull Terrier gehört heute in England zu den zehn beliebtesten Hunderassen.

 

 

Gesundheit, Haltung, Pflege

Der Staffie ist ein gesunder, robuster Hund. Dank seiner Beliebtheit in seiner Heimat England verfügt die Rasse über einen sehr breiten Genpool. Dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass verantwortungsbewusste Züchter immer die Möglichkeit haben, auftretende gesundheitliche Schwachstellen in der Zucht zu bekämpfen. Erblich bedingte Erkrankungen der Augen und des Bewegungsapparates sind mittels Vorsorgeuntersuchungen der Zuchttiere einzudämmen. Gentests sehen mittlerweile ebenfalls zur Verfügung.

 

Das Halten des Staffordshire Bull Terriers im Zwinger ist ein absolutes "NO GO" (wäre auch für viele alle anderen Rassen wünschenswert). Damit ist eigentlich alles gesagt. Hunde, welche so viel Liebe zum Menschen besitzen, darf man nicht in einem Käfig seelisch verarmen lassen. Zudem besitzt der Staffie ein glattes Haar ohne Unterwolle, also ab mit ihm in die gute Stube. Oder bleiben Sie, nur mit einer Unterhose bekleidet, mit ihm im Hundezwinger?

Der Staffie muss beschäftigt werden. Sein Tatendrang kann sonst in wüste Zerstörung ausufern, welche er aber nicht als solche sieht, sondern als Sport, dem er mit sichbarer Befriedigung fröhnt. Ein Staffordshire Bull Terrier gehorcht immer – ausser dann, wenn er Sie «versehentlich» nicht gehört, falsch verstanden, oder etwas wesentlich Wichtigeres seinen Weg gekreuzt hat. Die Erziehung erfordert Konsequenz, Liebe und Geduld, Geduld, Geduld.

 

Einen «pflegeleichteren» Hund gibt es nicht. Gelegentliches abrubbeln mit einem feuchten Tuch, und sein Fell glänzt wieder. Viel wichtiger als tägliches bürsten und striegeln ist eine ausgewogene, dem Alter entsprechende Ernährung. Tägliche Spaziergänge sind ein absolutes Muss, und auf hartem Untergrund haben sie den Zusatzeffekt, dass die Krallen immer kurz sind.

 

 

Wir haben Sie gewarnt – aber es hat Sie trotzdem erwischt. Der nächste Schritt, diese faszinierende Rasse besser kennenzulernen ist der Besuch einer Hundeausstellung oder eines guten Züchters. Dann wird es sich entscheiden ob die Staffie-Krankheit bei Ihnen ausbricht und Sie nie mehr loslässt.

 

 

Text & Copyright: C. Bergundthal, 2014

 

 

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